Film und Fernsehen: Wie bringe ich mich dafür ins Spiel?

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Schauspieler und Marketing-Coach Jerry Kwarteng über Filmfeste, Auftritte in sozialen Medien und warum Schauspieler wie iPhones sind

Jerry, was machen viele Schauspieler in puncto Selbstvermarkung falsch?

Sie verstehen sich häufig als zu kreativ für die Filmbranche. Sie denken, Künstler zu sein reicht aus. Aber kein Job der Welt ist so gestrickt, dass du nicht mit dem, was du tust, auf dich hinweisen müsstest. Was den Schauspieler-Beruf im Vergleich zu anderen Berufen ausmacht, ist das «Need to act», dieses ungeheure Gefühl, spielen zu müssen. Und das ist bei vielen Kollegen so ausgeprägt, dass sie es sogar riskieren, eventuell nie von ihrem Beruf leben zu können. Jeder Schauspieler, der glaubt, es reiche aus, nur zu spielen, überlässt anderen Menschen seinen Traum. Doch davon gibt es erstaunlich viele! Zu keiner Zeit wird man innerhalb der Ausbildung auf die Tatsache hingewiesen, dass da ein Markt existiert, der einen zwar möchte, aber nicht braucht! Du verlässt die Schauspielschule mit einem gepushten Ego. Und es ist auch wichtig, dass man da mit Energie, Leidenschaft und Liebe für den Beruf und seine eigenen Fähigkeiten heraustritt. Aber jetzt erwartest du, dass die Branche dir Möglichkeiten und Chancen gibt, dich auszuleben und deine Fertigkeiten zu präsentieren. Doch schon sehr bald merkst du: Die Möglichkeiten sind überhaupt nicht da für dich! Die Realität zeigt dir, dass du schwerer vorankommst, als du es dir vorgestellt hast. Dann wird aus Hoffnung Angst und aus Wunsch Frust. Das ist vollkommen normal, denn wenn du etwas machen möchtest, wozu man dir nicht die Möglichkeit gibt, muss einfach Frust entstehen. Häufig richtet sich dieser Frust gegen erfolgreiche Kollegen. Diese Missgunst finde ich vermessen. Es gibt vielleicht 35 Schauspieler in Deutschland, um die herum das gesamte Business und die Stories gebaut werden. Die haben sich das aber in der Regel hart erarbeitet!

Um diesem Frust zu entgehen: Was sollte man stattdessen tun?

Ich sage immer: «Wenn ihr drehen wollt, schaut euch doch die andere Seite an! Wer sind denn die Leute, die euch buchen sollen? Und warum sollten sie euch buchen?» In der Regel ist es ja nicht so, dass da jemand sagt: «Dich will ich nicht!» Um in die Situation zu kommen, von deinem Beruf leben zu können, brauchst du ein gewisses Verständnis für den Markt und für die Leute, die dir Arbeit ermöglichen könnten. Du musst eine Eigenanalyse an den Tag legen, und dazu gehört, dass du die romantische Vorstellung des Schauspielerberufs ein wenig nivellierst.

Was genau meinst du damit?

Damit du präsent bleibst, musst du auf dem Markt auf dich aufmerksam machen, und das kannst du nicht allein damit, dass du spielst. Das ist sicherlich nicht der falsche Weg, aber es gibt noch mehr Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen. Ich sage gerne den Schauspielern in meinem Workshop: «Ihr seid wie das iPhone! Wenn Steve Jobs damals in seiner Garage gesagt hätte, er hätte zwar ein geiles Produkt ent- worfen, würde es aber niemandem verraten, dann hätten wir jetzt alle ein Nokia-Handy. Stattdessen hat er einen kompletten Lifestyle rund um sein Produkt kreiert. Dasselbe musst du als Schauspieler im Prinzip ebenfalls machen. Du musst den Leuten mitteilen: Ich bin etwas wert! Und die Lösung eures Problems!» Jeder Schauspieler ist anders, und vertritt ein dementsprechend anderes Produkt. Und genau das muss man der Branche klarmachen.

Wie mache ich das?

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Mathias Kopetzki